Beltway Sniper Attacks

Die Beltway Sniper Attacks versetzten im Oktober 2002 das Gebiet um Washington DC und der Interstate 95 in Virginia in Angst und Schrecken. Leute hatten Angst, alltägliche Aufgaben wie Einkaufen zu erledigen, Eltern weigerten sich, ihre Kinder zur Schule zu bringen und Bedienungstankstellen boomten. Mindestens zehn Menschen wurden getötet und drei schwer verletzt, drei weitere Morde konnten den Tätern allerdings nicht nachgewiesen werden. Ziel der Attacken war es, 10 Millionen Dollar von den US-Behörden zu erpressen. Die Täter traten wiederholt mit den Behörden in Kontakt, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Die Schützen

Nachdem die Behörden von einem einzigen Schützen ausgingen, bekam der Täter von den Medien verschiedene Titel: Beltway Sniper, D.C. Sniper, Washington Sniper, Serial Sniper und gegen Ende Tarot Card Sniper. Nach vielen Spekulationen stellte sich heraus, dass es zwei Täter gab: den 41jährigen John Allen Muhammad und den 17jährigen Lee Boyd Malvo, der sich als Muhammads Sohn ausgab und sich John Lee Malvo nannte.

Chronologie der Ereignisse

Am 5. September wird um 22:30 Uhr Paul LaRuffa, ein 55jähriger Besitzer einer Pizzeria, von sechs Kugeln tödlich getroffen, als er gerade sein Lokal schließen wollte. Sein Laptop wird bei der Verhaftung Muhammads in dessen Wagen gefunden.

Am 21. September wird Claudine Parker, eine Verkäuferin in einem Spirituosenladen in Montgomery, Alabama bei einem Überfall erschossen. Ihr Assistent wird verletzt. Die ermittelnden Behörden verdächtigen Muhammad und Malwo, auch diesen Raubmord begangen zu haben. Am Tatort wird ein Fingerabdruck Malwos gefunden.

2. Oktober:
- 17:20 Uhr: Ein Schuss durchschlägt ein Fenster eines Michael's Craft Store in Aspen Hill. Niemand wird verletzt.
- 18:05 Uhr: Das erste Opfer der Beltway Sniper Attacks stirbt in Wheaton. Es ist der 55jährige James Martin, Programmanalyst und Vater eines 11jährigen Sohnes, der auf dem Parkplatz einer Supermarktkette erschossen wird.

3. Oktober: Innerhalb von 15 Stunden erschüttert eine Welle von Angriffen Montgomery County.
- 7:41 Uhr: James L. Buchanan, ein 39jähriger Gärtner, wird in Rockville erschossen, als er einen Rasen mähte.
- 8:12 Uhr: Prem Kumar Walekar (54), ein indischstämmiger Rentner und Teilzeittaxifahrer, wird in Aspen Hill beim Betanken seines Taxis erschossen.
- 8:37 Uhr: Sarah Ramos (34), Babysitterin aus El Salvador und Mutter eines siebenjährigen Sohnes, wird an einer Bushaltestelle in Silver Spring bei der Lektüre eines Buches erschossen.
- 9:58 Uhr: Lori Ann Lewis-Rivera (25), ein angehendes Kindermädchen, wird beim Tanken in Kensington erschossen.
- 21:15 Uhr: Pascal Charlot (72), ein Tischler aus Haiti im Ruhestand, wird beim Spaziergang auf der Georgia Avenue in Washington, D.C. getroffen. Er stirbt eine Stunde später.

Am 4. Oktober wird um 14:30 Uhr die 43jährige Caroline Seawell auf dem Parkplatz eines Michael's craft store in Spotsylvania County, Virginia, durch Schüsse verletzt, als sie gerade ihre Einkäufe in ihrem Wagen verstaute.

Am 7. Oktober wird um 8:09 Uhr Iran Brown, ein 13jähriger Schüler, beim Betreten der Benjamin Tasker Middle School in Bowie, in den Bauch geschossen. Der Mordversuch wird als Antwort auf die Aussage der Medien gewertet, dass die Schulen vor dem Sniper sicher sein. In der Nähe des Tatorts findet die Polizei eine Tarotkarte, den Tod, auf der "Lieber Herr Polizist, nenn mich Gott" steht.

Am 9. Oktober wird um 20:18 Uhr der 53jährige Dean Harold Meyers, Projektmanager und Vietnamveteran, beim Tanken in Prince William County erschossen.

Am 11. Oktober wird um 9:30 Uhr Kenneth Bridges (53), sechsfacher Vater und Selfmade-Geschäftsmann, beim Tanken an der Interstate 95 in Spotsylvania County erschossen.

Am 14. Oktober um 21:15 Uhr wird die 47jährige Linda Franklin, eine FBI-Beamtin, zweifache Mutter und angehende Großmutter, in der Nähe von Fairfax County erschossen, nachdem sie gerade ihre Einkäufe erledigt hatte. Nach diesem Mord erhielt die Polizei einen vielversprechenden Hinweis eines Zeugen, der sich jedoch als nutzlos herausstellte, da der Zeuge während der Tatzeit im Bett gelegen und geschlafen hatte. Er wurde später wegen Irreführung der Behörden verurteilt. Die Behörden konnten keinen Zusammenhang zwischen dem Beruf des Opfers und der Tat herstellen.

Am 15. Oktober wählt Malwo frühmorgens die amerikanische Notrufnummer 911. "Good morning…" begann eine männliche Stimme. "Don't say anything. Just listen. We're the people that are causing the killing in your area. Look on the tarot card. It says: 'Call me God. Do not release to the press.' We have called you three times before, trying to set up negotiations. We have got no response. People have died … ". "Sir, Mont … ," unterbrach die Beamtin. "Get your people … ," antwortete Malwo. Als ihn die Beamtin der Notrufzentrale an die ermittelnden Behörden verweisen wollte, legte er auf.

Am 19. Oktober wird um 20 Uhr Jeffrey Hopper (35) auf dem Parkplatz des Ponderosa-Steakhouse in Ashland an der Interstate 95 erschossen. Beamte entdecken einen dreiseitigen Brief des Snipers in einem Wald.

Am 21. Oktober nimmt die Polizei zwei illegale Einwanderer in einem verdächtigen Fahrzeug fest, denen jedoch keine Verbindung zum Sniper nachgewiesen werden kann. Sie werden der Einwanderungsbehörde übergeben.

Am 22. Oktober stirbt um 5:56 Uhr das letzte Opfer: Der 35jährige Conrad Johnson, zweifacher Familienvater, wird auf den Stufen seines Busses in Aspen Hill erschossen. Ein Brief wird nach einem telefonischen Hinweis Malwos gefunden, mit einer Forderung nach Geld, der mit den Worten endet: "Eure Kinder sind nicht sicher. Nirgendwo und zu keinem Zeitpunkt."

Am 23. Oktober wird Johnson aufgrund von ballistischen Untersuchungen als 10. Todesopfer bestätigt.

Am 24. Oktober werden John Allen Muhammad und Lee Boyd Malvo schlafend in ihrem Auto, einem blauen Chevrolet Caprice, Baujahr 1990, von einem Trucker auf einem Parkplatz in Maryland entdeckt, der die Polizei alarmierte. Im Wagen fanden sie ein Gewehr und ein Stativ und so wurden beide Männer wegen unerlaubten Waffenbesitzes verhaftet.

Am 22. April 2005 wird Muhammad zum Tode verurteilt und wartet seither auf seine Hinrichtung. Sein Komplize Malwo kommt dank seiner Minderjährigkeit zur Tatzeit mit einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe davon.

Der Zivilprozess

Die Familien einiger Opfer erhoben Klage gegen die Täter, den Waffenhändler und den Hersteller. Dem Waffenhändler wurde grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen, aus seinem Lager "verschwanden" im Laufe von drei Jahren insgesamt 238 Gewehre. Auch der Hersteller wurde belangt, da sein Vertrieb von Waffen als unverantwortlich bezeichnet werden konnte. Alle drei beklagten Parteien wurden verurteilt, den Familien der Opfer wurden 2,5 Mio. US-Dollar zugesprochen. Es war dies das erste Mal, dass Waffenfirmen und deren Händler wegen Gewalttaten verurteilt wurden, die mit ihren Produkten begangen wurden und stellt somit einen Präzedenzfall dar.